von Elke Inspruckner
Brauchen unsere Kinder ein Präventionstraining zum Thema Stress? Ist
Entspannungstraining jetzt auch für Schüler und Studenten eine
Modeerscheinung der „Wellnessbewegung“?
Die Antwort ist „Ja“ zum Präventionstraining und „Nein“ zum
Kategorisieren der Entspannungskurse als Modeerscheinung. Die immer
größer werdenden Anforderungen an alle Kinder, die Einführung des G 8
und ein inzwischen fast standardisiertes „bulimisches“ Lernsystem können
heute die Gesundheit der Kinder in großem Maß beeinträchtigen.
Auch haben aktuelle Studien - von den Krankenkassen finanziert und vom
Zentrum für angewandte Gesundheitswissenschaften der Leuphana
Universität Lüneburg wissenschaftlich ausgewertet - erschreckende
Ergebnisse geliefert: Bereits knapp 30 Prozent der befragten Schüler
leiden mehrmals pro Woche unter Kopf-, Bauch-, und Rückenschmerzen sowie
psychischen Beschwerden wie Niedergeschlagenheit, Gereiztheit,
Nervosität, Schlafstörungen oder Schwindel. Davon gaben 32 Prozent der
12- bis 17-Jährigen an, einmal pro Woche Medikamente gegen Stress
einzunehmen.
Da alle wohlgemeinten Änderungen im Schulsystem natürlich nicht von
heute auf morgen zu installieren sind, bleibt nur die Möglichkeit die
Schüler zu stärken, zu entspannen und ihnen effektive Tricks zur
Lernunterstützung zu vermitteln. Hierbei geht es nicht darum die
Leistungen der Kinder zu verbessern, was durchaus aber sehr oft auch der
Fall ist, sondern die Kinder und Jugendlichen gesund zu erhalten.
Programme
Zur Auswahl stehen hier professionelle Programme, die mit Namen wie
„Bleib locker“ (für Grundschüler) und „SNAKE – Stress nicht als
Katastrophe erleben“ (für Jugendliche), die Kinder und Jugendliche
ansprechen und vielseitige Hilfe versprechen. Diese Kurse sind
zertifiziert, also krankenkassenanerkannt und die Kosten werden von den
meisten Krankenkassen bezuschusst bzw. übernommen.
Ein anderes tolles Programm, wurde von der Friedrich-Alexander
Universität in Erlangen entwickelt. Unter dem Begriff EFFEKT–Kurse
(EFFEKT=EntwicklungsFörderung in Familien: Eltern- und Kinder –
Training) werden Kurse angeboten, die schon im Kleinkindalter die
soziale Entwicklung unterstützen.
Das Grundschultraining TIP (Training im Problemlösen) versteht sich
weniger als typisches Entspannungstraining, sondern hilft gerade
Grundschülern ihren Selbstwert zu stärken, Konfliktsituationen von
verschiedenen Perspektiven zu betrachten und so auch in
Stresssituationen einen kühlen Kopf zu bewahren.
Letztendlich kommt es auf das Alter und die Charaktereigenschaften des
Kindes an, welches Programm sich am besten als Unterstützung eignet.
Und natürlich sind auch Eltern gefordert, ihre Kinder mit Tipps und
Tricks zu unterstützen. So kann z.B. das Anlegen eines Tages- und
Wochenarbeitsplanes gleich zu Beginn des Schuljahres sehr hilfreich
sein. In diesen Wochenplan trägt man seine Schul- und Freizeiten, aber
auch seine feste Freizeitgestaltung, wie Fußballtraining, Ballett etc.
ein. Sobald die ersten Prüfungstermine bekannt sind, werden diese auch
eingetragen und überlegt, wie viel Lernzeit das jeweilige Prüfungsfach
erfordert. Dann geht man vom Prüfungstermin rückwärts und trägt
Lernzeiten für das gewählte Fach ein.
Jüngere Schüler brauchen hierbei auf jeden Fall noch die Unterstützung
ihrer Eltern, Jugendliche sollten schon eigenverantwortlich damit
arbeiten.
Regelmäßig geführte Tages- und Wochenpläne lassen Lern- und
Prüfungsstress erst gar nicht aufkommen.
Wichtig ist auch die Schaffung eines geeigneten Lernplatzes. Es sollte
möglichst ein Platz sein, der ganz dieser Tätigkeit gewidmet ist. Denn
schon das Aufsuchen dieses Platzes gibt dem Gehirn die Information,
jetzt ist Konzentration angesagt.Der Lernplatz kann entsprechend der
„sinnlichen“ Fähigkeiten des Lernenden gestaltet werden.
Für das visuelle Kind können entsprechende Farben und Zettel, z. B. mit
Vokabeln, als Lernhilfen eingesetzt werden.
Aber auch leise, ruhige Musik und Düfte und ähnliche Hilfsmittel sollten
wir unseren Kindern je nach Veranlagung zur Verfügung stellen.
Auch kleine Massagen, nach der Schule oder abends vorm zu Bett gehen,
haben eine sehr beruhigende und ausgleichende Wirkung auf Schüler jeden
Alters.
Die österreichische Aromatherapeutin und Masseurin Frau Sylvia Gayer hat
eine Massagetechnik und ein spezielles Öl entwickelt, das sogar
ADHS-Kinder zur Ruhe bringt und ihnen so ermöglicht die nötigen,
erholsamen Schlafzeiten einzuhalten.
Kleine Geschichten, die die Formeln und Anleitungen aus dem Autogenen
Training und der Progressiven Muskelentspannung enthalten, eignen sich
wunderbar zur Erfrischung nach der Schule und vor der Hausaufgabe oder
eben auch vor der Schlafenszeit.
Eine Geschichte zum Entspannen
Eine dieser Geschichten (aus: „Entspannt durch den Sommer“ von Mirjam
Rögner-Schneider, Ökotopia Verlag) wird hier vorgestellt. Sie kann so
abgelesen werden und je nach Tageszeit in zwei unterschiedlichen Formen
beendet werden:
Hoch oben auf einem Berg, versteckt unter vielen, schweren Steinen, liegt ein kleiner Stein.
Er liegt ganz ruhig da. - Ruhig liegt er unter den schweren Steinen.
Er ist sehr traurig, weil so viele schwere Steine auf ihm liegen und er keinen Platz hat.
Ganz schwer fühlt sich der Stein an.
Alles an ihm ist schwer von dem Gewicht der anderen Steine.
Seine Glieder fühlen sich alle ganz schwer an.
Schwer liegt er auf dem Boden.
Viele Jahre liegt der Stein da und wird immer trübsinniger. Nie sieht er
den Himmel, nie spürt er die Sonnenstrahlen und nie weht ihm der
frische Wind um die Nase. Die Steine, die weiter oben liegen, erzählen
ihm von Bäumen, Tieren, vom Mond und seinen Freunden, den Sternen, und
von der gelben, wärmenden Sonne.
Wie gerne würde der kleine Stein einmal die Sonne sehen, ihre hellen,
goldenen Strahlen auf seiner Oberfläche spüren. Manchmal stellt er sich
vor, wie es wäre, wenn die Sonne ihn mit ihren wohlig warmen Strahlen
berührt. Da fängt sein ganzer Körper vor Freude an zu kribbeln.
Dem kleinen Stein wird ganz warm. Alles an ihm wird wohlig warm.
Er stellt sich vor, wie die goldenen Strahlen ihn wärmen.
Wohlige Wärme durchströmt seinen Körper.
„Kannst Du die Wärme auch spüren?“
Eines Tages, als der kleine Stein wieder einmal sehr traurig ist, fängt
es an zu regnen. Immer mehr Regentropfen fallen vom Himmel. Es regnet
und regnet. Das Wasser fließt in Strömen den Berg hinunter. Aus dem
Rinnsal, das neben den Steinen vorbeifließt, wird erst ein Bach, dann
ein reißender Strom.
Das Wasser schwemmt alles mit sich, was ihm im Wege steht. Die Steine
klammern sich ängstlich aneinander, aber lange können sie der Gewalt des
Wassers nicht standhalten. Sie werden von den Fluten mitgerissen. In
einer holprigen Rutschpartie geht es nach unten ins Tal. Der kleine
Stein wird durchgeschüttelt und durchgerüttelt.
Als er schon nicht mehr weiß, wie ihm geschieht, schleudert er heraus
auf eine Wiese. Dort bleibt er zwischen vielen Gänseblümchen liegen.
Benommen schaut er sich um.
Atemformel:
Nach der Rutschpartie muss der Stein erst wieder zu Atem kommen.
Er atmet ruhig und gleichmäßig.
Sein Atem geht ruhig und gleichmäßig. Ruhig und gleichmäßig lässt er seinen Atem durch den Körper strömen.
„Achte mal auf deinen Atem. Fließt er auch ruhig und gleichmäßig?“
So schnell, wie der Regen begonnen hat, hört er wieder auf und die Sonne
spitzt heraus. Zum ersten Mal sieht der kleine Stein die Sonne. Er ist
überwältigt von ihrer Schönheit. Sanft streicheln ihn die
Sonnenstrahlen. Ein dicker, goldener Strahl trifft ihn genau in der
Mitte.
Solarplexusformel:
Sein Bauch wird ganz warm. Der kleine Stein speichert das warme Sonnenlicht.
Wohlig warm wird sein Bauch. Er spürt, wie die Sonne ihn von innen heraus wärmt.
In seinem Innern breitet sich eine wohlige Wärme aus.
Dem Stein wird ganz warm.
Nun ist der Stein nicht mehr traurig. Er liegt inmitten von vielen
Blumen auf einer wunderschönen Wiese. Am Tage genießt er die warmen
Sonnenstrahlen und lässt sich den Wind um die Nase wehen, in der Nacht
bestaunt er den silbernen Mond und seine Freunde, die Sterne.
„Vielleicht findest du ja auch einmal so einen kleinen Stein. Du wirst
sehen, wenn du ihn in die Sonne legst, wird er angenehm warm. Wenn du
möchtest, kannst du noch ein wenig weiter träumen. Vielleicht siehst du
ein paar Sterne oder den Mond, vielleicht aber auch die Sonne mit ihren
goldenen Strahlen.“
Wichtig: Wird die Geschichte als „Einschlafhilfe“ genutzt, dann hier enden!
Sonst folgt jetzt:
Rücknahme: "Nun wird es Zeit für dich, zurückzukehren. Ich zähle jetzt
langsam von 3 rückwärts. Bei 0 bist du wieder hellwach und voller
Energie."
3 - Atme einmal tief durch
2 - Balle die Hände zu Fäusten und öffne sie wieder
1 - Recke und strecke dich
0 - Augen auf! Du bist hellwach und voller Energie!
Viel Erfolg!